„Solidarität statt Egoismus!“

Dunja Kreiser über die Folgen der Corona-Krise auf den Landkreis Wolfenbüttel

 

Wolfenbüttel – Die Corona-Pandemie hat das gesellschaftliche, soziale, kulturelle und wirtschaftliche Leben in unserer Region schlagartig verändert. Die drastischen Auswirkungen bekommen wir alle Tag für Tag zu spüren. Als Landtagsabgeordnete für die Stadt Wolfenbüttel, die Gemeinde Cremlingen und die Samtgemeinde Sickte weiß Dunja Kreiser um die schwerwiegenden Folgen für den Landkreis. „Arbeitnehmer in Wolfenbüttel müssen plötzlich um ihre Existenz bangen, weil ihr Betrieb im Zuge der Pandemie vorübergehend schließen und aufgrund der wegbrechenden Einnahmen über Entlassungen nachdenken muss. Der Einzelhandel kommt zum Erliegen, die Gewinne brechen weg. Die Zukunft vieler inhabergeführter Geschäfte z.B. in der Wolfenbütteler Innenstadt ist ungewiss. Die Wolfenbütteler City gleicht inzwischen mitunter einer Geisterstadt“, skizziert sie die Lage. Die von Bund und Land beschlossenen Rettungsschirme sieht Kreiser dabei als überlebenswichtig, auch wenn sie weiß, dass die Verluste z.B. für Einzelhandel und Gastronomie dadurch nicht kompensiert werden können und die Einschnitte für viele Betriebe und Angestellte im Landkreis damit lediglich abgemildert werden können.

 

In Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern, Kulturschaffenden oder Gastronomen erfährt Kreiser in diesen Zeiten viel über die ganz konkreten Auswirkungen der Pandemie auf die Menschen in Stadt und Landkreis. „Jeder Einzelne leidet auf unterschiedliche Weise unter den extremen Einschnitten, die auf uns alle einwirken“, gibt Kreiser zu bedenken. Als Beispiel nennt sie das Ausflugslokal im Reitlingstal, das exemplarisch für unzählige Gastronomiebetriebe in unserer Region steht. Die SPD-Politikerin erklärt: „Das Lokal ist in hohem Maße von der jetzt beginnenden Warmwettersaison und vom Tourismus abhängig. Die Schließung dieser Gaststätte gerade jetzt zum Frühlingsanfang trifft die Inhaber schwer – und so geht es vielen Gastronomen in Stadt und Land.“ Neben den Lokalen, die jetzt schließen müssen, bekommen auch Betriebe, für die keine direkten Einschränkungen gelten, Probleme. Als einen dieser Betriebe nennt sie die Landschlachterei Römmling, die ebenfalls massive Einbußen hinnehmen müsse, weil der Partyservice als wichtiger Umsatzzweig aktuell komplett wegbreche, da schlichtweg keine öffentlichen oder privaten Feiern mehr stattfänden.

 

Die nahezu komplette Aussetzung des gesellschaftlichen Lebens, wie wir es bisher kannten, trifft auch die vielen Kleinstselbstständigen im Landkreis besonders schwer. „Die vielen Musiker aus der Region bekommen keine Aufträge mehr, weil es keinen Kulturbetrieb mehr gibt. Sie leiden gerade genauso wie die Kinos, das Theater und all die anderen kulturellen Betriebe und Einrichtungen in Wolfenbüttel“, berichtet die Landtagsabgeordnete.

 

In diesen Tagen wenden sich verstärkt Bürgerinnen und Bürger an Kreiser und beklagen zunehmende Vereinsamung. Die Schließung der Kirchen und Moscheen in Stadt und Landkreis sei dabei ein nicht zu unterschätzender Faktor, da viele Menschen gerade an diesen Orten Trost und emotionale Unterstützung suchten. Überlegungen, religiöse Einrichtungen für Einzelpersonen zu öffnen, begrüßt die Politikerin daher ausdrücklich.

 

Als sportpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion weiß Kreiser auch um die Folgen der Pandemie für die Sportvereine in der Region. So sei nicht nur der Spitzensport, der von regelmäßigen Trainingszeiten abhängig ist, von der Schließung der Sportanlagen betroffen. „Auch die kleinen Vereine in der Region leiden – und das nicht nur wirtschaftlich.“ Kreiser, die selbst in ihrer Freizeit gerne Langstreckenläufe unternimmt, warnt vor den sozialen und gesundheitlichen Folgen, welche die Einstellung des Sportbetriebs im Landkreis mit sich bringt. Sie rät den Wolfenbüttelerinnen und Wolfenbüttelern zum emotionalen und gesundheitlichen Ausgleich möglichst viel an die frische Luft zu gehen, spazieren zu gehen, zu laufen oder Rad zu fahren. In diesem Zusammenhang zeigt sich Kreiser auch froh darüber, dass es in Wolfenbüttel keine Ausgangssperren gibt, was für die Menschen psychisch und physisch weitere drastische Folgen hätten.

 

„Ich spreche mich gegen Ausgangssperren aus. Die Konsequenzen wären fatal, nicht zuletzt auch deswegen, weil wir dann wohl mit einem Anstieg häuslicher Gewalt zu rechnen hätten“, bezieht Kreiser Position. Stattdessen appelliert sie an die Selbstverantwortung der Wolfenbüttlerinnen und Wolfenbütteler zum Schutz der Risikogruppen, die gebotenen Sicherheitsmaßnahmen und Abstände einzuhalten – auch beim Einkaufen. „Die Hamsterkäufe der letzten Tage sind eine Katastrophe. Bitte überlegen Sie bei Ihren Einkäufen genau, was Sie wirklich benötigen und lassen Sie uns alle Solidarität vorleben, uns gegenseitig unterstützen und aufeinander achten, statt in Egoismus und Aktionismus zu verfallen“, richtet die SPD-Abgeordnete das Wort an die Bevölkerung im Kreis.

 

Als Mutter weiß Kreiser auch, welche Belastung in Zeiten von Corona auf Eltern zukommt. „Die Betreuung in Schulen und KiTas fällt gerade für viele Eltern ebenso weg wie die Möglichkeit des selbstständigen Spielens der Kinder an der frischen Luft. Das stellt uns vor die Herausforderung, unsere Kinder permanent zu Hause zu beschäftigen – zusätzlich zu Homeoffice oder Büroarbeit. Das fordert nicht nur starke Nerven, sondern auch sehr viel Kreativität, egal wie alt die Kinder sind“, berichtet Kreiser.

 

Wie für alle Menschen in Wolfenbüttel und Umgebung hat sich auch Kreisers Alltag durch die Pandemie komplett verändert. Zurzeit arbeitet sie die meiste Zeit im Homeoffice und ist besonders mit der Beratung von Bürgerinnen und Bürgern, Unternehmen, Betrieben und Selbstständigen aus dem Wahlkreis beschäftigt. Bis spät in den Abend hinein beantwortet die Abgeordnete über Mail, Telefon oder soziale Medien Fragen zu den Konsequenzen der Krise. „Das geht von den Physiotherapiezentren, die sich fragen, welche Auswirkungen die neuen Verfügungen für sie haben bis zur alleinerziehenden Mutter, die durch Kurzarbeitergeld und Probleme mit der Kinderbetreuung vor großen Problemen steht und fragt, welche Möglichkeiten sie hat. Meine Hauptaufgabe liegt gerade darin, Unterstützung für die vielfältigen Sorgen und Probleme der Menschen im Landkreis zu leisten,“ beschreibt Kreiser ihren derzeitigen Alltag. Hinzu kommt die Arbeit in der SPD-Landtagsfraktion und den Gremien und Ausschüssen des Landtages, die wegen der Corona-Krise gerade ebenfalls auf Hochtour läuft – wenn auch größtenteils über Telefonkonferenzen. „Meine Arbeit findet auch vom Sofa aus statt“, sagt Kreiser mit einem Augenzwinkern.

 

Wenn sie dann zwischendurch doch mal eine ruhige Minute findet, nutzt sie die Zeit, um all die Sachen im Haushalt und im Garten zu erledigen, die sonst liegen bleiben, wenn die Politikerin von Termin zu Termin hetzen muss. Um Kraft zu tanken – was gerade in diesen Tagen wohl so wichtig ist wie selten zuvor – schnürt Kreiser die Laufschuhe, setzt sich aufs Rad oder macht einen langen Spaziergang mit dem Hund. „Diesen Ausgleich brauche ich genauso wie alle anderen Menschen. Wir müssen gerade jetzt darauf achten, dass uns unsere Probleme und Sorgen, welche die Krise verursacht, nicht komplett auffressen. Wir müssen jetzt stärker denn je zusammenstehen und der Krise gemeinsam begegnen. Dabei unterstütze ich Sie alle, so gut wie es nur möglich ist“, erklärt Kreiser und fährt fort: „Jeder und jede Einzelne kann sich jederzeit bei mir melden. Wer Fragen hat oder Unterstützung braucht, kann mich per Mail oder Facebook anschreiben oder auch unter meiner privaten Nummer 05333/767 anrufen. In meinen Funktionen als Mitglied des Landtages und auch als Gemeindebürgermeisterin in Evessen tue ich mein Bestes, um meinen Beitrag zu leisten, die vielfältigen Auswirkungen der Krise auf die Menschen im Landkreis so gering wie möglich zu halten.“